Freifunk (WLAN): Eine Halterung ohne zu bohren


Freifunk! Ein freies Netz für alle!

Seit über zwei Jahren bin ich, mehr oder weniger, ein "aktives" Mitglied der Freifunkcommunity in Hamburg.
Leider glänze ich dort durch ständiges "nicht zum Treffen kommen", aber immerhin bau ich die ein oder andere Halterung für Router im Außenbereich.
Der Vermieter meiner Wohnung hatte nun zum Ende des letzten Jahres begonnen, die Außenfassade neu zu dämmen und neue Fenster einzubauen. Damit war meine bisherige Outdoorbox leider nicht mehr zu befestigen, da weder in die Fassade bohren, noch in den Fensterrahmen klemmen eine Lösung waren. Eine neue Idee musste her.

Die erste Outdoorbox war nun ziemlich genau zwei Jahre im Einsatz und hat dabei gute Dienste geleistet.
Allerdings hatte ich sie stümperhaft mit ein bisschen Metallband in den Fensterrahmen gedengelt. Das hielt, aber der alte Holzrahmen war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Da aber damals schon bekannt war, dass "demnächst" neue Fenster verbaut werden sollten, war diese Herangehensweise erst einmal zufriedenstellend.
Eine Anleitung zum Nachbauen der alten Box findest du hier.

Es hat dann einige Tage (um ehrlich zu sein: Wochen) gedauert, bis ich eine Lösung fand. Zwischen "irgendwas mit super krassen Magneten auf der neuen Fensterbank" (die aber aus Alu ist), "Gaffa wird's schon richten" und "vielleicht was mit Seilen" sprang mir, beim monatlichem Inspirationsbesuch im nächsten Baumarkt, die Antwort aus'm Regal entgegen:
Ich könnte ja eine Teleskopstange irgendwie im Fenstersturz verklemmen.
Die Fassadendämmung machte mir aber vorerst einen Strich durch die Rechnung:
Die neuen Dämmplatten wurden lediglich auf die bisherige Fassade geklebt und dann ca. 5mm dick verputzt. Klopft man dagegen, klingt es einfach hohl. Würde ich nun dort die Stange verspreizen, würde das wohl mit fiesen Löchern in der Dämmung enden.

Nach weiteren Tagen der Hilfslosigkeit und dem verbissenem Suchen nach einem Fix, fand ich endlich auch einen Weg:
Die Fensterbank ist an beiden Seiten ein paar Zentimeter in die Fassade eingelassen. Das wird wohl eine Art Schutz sein, um Wasser davon abzuhalten zwischen Fensterbank und Fassade laufen zu können. Egal. Jedenfalls lässt sich diese Rinne super für meine Idee nutzen: Durch das Aluprofil wird das Gewicht (der Stange und des Routers) gut verteilt und wenn ich mir dafür passende Aufnahmen bastel, die ich dort reinschieben kann, kann Nichts nach vorne kippen. Was für eine MONSTERIDEE ist das denn bitte?!!!

Nachdem ich vor Freude beinahe wahnsinnig geworden war, endlich eine praktikable Lösung gefunden zu haben, fuhr ich in den Baumarkt und kaufte die wohl teuerste Malerteleskopstange die ich finden konnte. Die ist aus Aluminium und bestimmt aus saisonalen Gründen, in weihnachtlichem Rot. Das passte zur Jahreszeit. Fand ich gut!

Die neu erworbene Stange wurde direkt fachmännisch mit dem Dremel, dem Akkuschrauber und purer, roher Gewalt der Idee gebeugt. Heisst: Alles aus Plastik, bis auf den Spannverschluss, wurde entfernt, da es:

  1. Das Bauen der 3d-Modelle ungleich schwieriger macht
  2. Durch die ständige Sonneneinstrahlung (haha, in Hamburg...) eventuell versprödet und dann bricht.

Beim Modellieren der 3d-Objekte schwante mir dann das erste Mal, dass das Projekt eventuell, ein kleines bisschen länger dauern könnte als geplant, denn ich verstehe absolut NICHTS von Materialkunde und welche Form sich für welche Krafteinwirkung am besten eignet. Um es kurz zu machen: Mach es rund, möglichst simpel und dick, dann hält das schon.
Ich habe zu viel Zeit und Filament verplempert, alle möglichen, teils abstrusen Formen auszuprobieren. Am Ende ist es ein Halbkreis mit 'nem Loch in der Mitte geworden und ein paar Streben an den Seiten. Ob die Streben was bringen, mag ich jetzt mal anzweifeln, aber es macht das Modell ein bisschen weniger hässlich.

Das erste Modell: Stangenaufnahme Der erste Testdruck zum Einschieben Modell in gedruckter Form

Zu Testzwecken hab ich dann erstmal meine alte Outdoorbox wieder da dran geprökelt, um zu schauen, ob das auch alles so funktioniert wie ich mir das vorstelle. Eine wichtige Sache habe ich dabei gelernt:
Sichere am besten alles doppelt. Auch wenn Nichts passiert ist, hatte ich immer ein bisschen Angst, dass der Plastikspannverschluss doch urplötzlich nachgibt und der ganze Wust vom Fensterbrett segelt. Eine simple Schlauchklemme, welche als Stopper vor'm Verschluss geschraubt ist, verhindert das jetzt (hoffentlich).

Gesichert mit einer Schlauchschelle Die Halterung für die alte DIY-Outdoor-Box Gesamtbild der alten Hardware mit neuer Halterung

Lange blieb die Stange nicht vor meinem Fenster:
Mein Nachbar hatte schon länger Interesse an der Freifunkidee und so hab ich ihm den "Testaufbau" einfach geschenkt. So ganz selbstlos war die Aktion nicht: Nun hatte ich einen guten Grund, mir neue, geilere Hardware zu kaufen.
Das sind die Access-Points, die man auf dem großen Bild, zu Beginn des Eintrags, sieht.
Der Linke ist ein CPE510 der Rechte ein CPE210 beide von TP-Link.

Der 510er arbeitet im 5Ghz-Band der 210er im 2er. Das ist nicht zufällig so, sondern hat seinen Grund:
Während der 210er in den Park und zum Nachbarn gegenüber strahlt (welcher näher ist), muss die andere Kiste die komplette Straße runter und an vielen Wohnungen vorbei. Hier gibt's so viele Wlannetze im 2,4Ghz-Bereich, dass sich alle Stationen, egal auf welchem Kanal sie sind, stören. Das 5Ghz-Band ist dagegen beinahe leer.
Selbst in der Wohnung habe ich nun mein gesamtes Netz in's 5er Band verlegt, da ich durch die Störungen niemals über 2Mbit kam. Bis ich diesen Zusammenhang gefunden hatte, vergingen auch Wochen, aber das ist eine andere Geschichte...
Jedenfalls ist der 210er dafür da, den Park mit freiem WLAN zu versorgen und mit dem Nachbarn gegenüber zu meshen, während der 510er nur dafür da ist eine Richtfunkstrecke herzustellen. Diese Strecke ist lediglich als Client/AP konfiguriert und für den 210er transparent:
Die Knotenkarte

Um die Router nun an der neuen Stange zu befestigen, entwarf ich eine neue Halterung, welche etwas Bewegungsspielraum nach oben/unten, links/rechts hat und drehbar ist. Das Herz ist eine 8mm Gewindestange, auf die die gedruckten Bauteile geschraubt und durch Muttern zusammen gehalten werden. Der AccessPoint selbst wird dann durch Schlauchschellen an den Blöcken befestigt. Eine weitere (dünnere) Stange + Klemmblock verbindet die Halterung mit dem weihnachtlichen Teleskopstock.

Der zweite Klemmblock Nahaufnahme Halterung zum Drehen Halterung zum Knicken und Verstellen

Um ein Verdrehen der Stangen zu verhindern, sind in den 3d-Modellen jeweils Löcher vorhanden, sodass man durch Block und Stange bohren kann, um sie mit einem Splint/Schraube zu fixieren. Das habe ich selbst jedoch nur beim Übergang zur Wandhalterung und beim Klemmbock zum Access-Point. Die Stelle von der Teleskopstange zum Klemmblock, von der ich ausgegangen bin, dass da unbedingt ein Stift hin muss, braucht es nun doch nicht. Das ABS ist stabil genug, um die CPEs samt entstandenem Hebel halten können. Verblüffend!

Die Löcher in den Modellen sollten alle ca 4mm haben, bzw. für die Gewindestange 8 (außer bei der Bodenplatte der Stangenaufnahme, da sinds 3mm. Keine Ahnung warum ich da gepennt habe).
Wer die Halterungen nachbauen möchte:
Du brauchst:

  • Schrauben für m3/m4
  • Muttern m3/m4/m8
  • Gewindestange m8
  • Schlauchschellen
  • Unterlegscheiben
  • 3d-Modelle
  • mehr Zeit als angenommen

Die Modelle findest du bei Thingiverse oder auch auch als direkten Download: klick

Aufnahme der Stange und Übergang zum Accesspoint 3d-Modell des Klemmblocks 3d-Modell der direkten AccessPoint-Halterung



Von der ganzen Bastelei gibt's dann auch noch ein fast 13 minütiges Video, was die Bastelei ganz gut zusammenfasst: