Mastadon Fuzz - Männersound für die Klampfe
Tauschhandel ist super. Warum sind die Menschen eigentlich nicht dabei geblieben? (Vermutlich ist es uncool seinen Neuwagen mit beispielsweise 1,5 Millionen Möhren zu bezahlen.) Ich hätte gerne endlich für mein Bastelhobby ein schniekes Logo, kann aber nicht malen und ein Freund, der von Beruf Grafiker ist, hätte gerne ein ganz bestimmtes Effektgerät, kann aber nicht löten. Was liegt also näher als ein klassischer Tausch. Seinen Stundenlohn hätte ich eh niemals gezahlt. Also den Bausatz gekauft (Drehregler muss man extra bestellen!!!), auf die Lieferung gewartet und dann erstmal liegen lassen. Das ist wie mit gutem Wein: Einlagern und warten. Lag aber eher an zu wenig Zeit und anderen $Dingen.
Nach drei weiteren Monaten empfand ich die Zeit als reif zum Zusammenschrauben. Gekauft hatte ich den Bausatz mit vorgebohrtem Gehäuse, was noch für Stress sorgen sollte, aber dazu später mehr.
Im Paket ist also eigentlich alles enthalten was man so braucht, sogar das Anschlusskabel für eine 9v-Blockbatterie. Ist aber eher Schwachsinn, weil es keinen An/Aus-Schalter gibt. Die Platine ist sauber geätzt, beschriftet und macht den Zusammenbau ziemlich einfach. Durch die Anleitung wird das Vorhaben fast zum Kinderspiel, sofern man schonmal etwas gelötet hat.
Etwas dumm angestellt habe ich mich lediglich an drei Stellen:
Beim Einbau der Kondensatoren (auf dem unteren Bild C1-C6) war (zumindest mir) nicht direkt klar, welche wohin gehören, da die jeweiligen Werte nicht erkenntlich auf die Dinger gedruckt waren. Für die die Nachwelt, also dich, weil du vielleicht auch gerade nach den Informationen suchst, hier die ergänzten Infos im Form meiner kindergärtlichen Handschrift:
Ebenso sind dort die Beschriftungen der Potis ergänzt (P1-P4).
Im Grunde muss man beim Zusammenlöten nicht viel beachten, außer die Ausrichtung der beiden Elkos (C3+C4) und den zwei Transitoren (Q1-Q2). Hier mal rot markiert:
Bei C3+C4 ist die jeweilige Polung auf dem Elko zu sehen. Masse wird dort mit "-" gekennzeichnet, auf der Platine ist die Phase mit "+" beschriftet. Die Minusseite also nicht auf Plus stecken, sonst knallt und raucht das. Bei den Transistoren (Q1+Q2) ist die Ausrichtung der aufgedruckten Form zu entnehmen: Voll einfach.
In der Anleitung wird ebenfalls gezeigt, wie man die Potis verlöten muss: Allerdings ist nicht ersichtlich (zumindest mir ist es nicht aufgefallen), dass diese in der Zeichnung mit dem Rücken nach oben liegen, die Welle also in Richtung Tisch zeigt:
Wenn fast alles verlötet ist, sieht das ungefähr so aus:
Mein zweiter "W(hat)T(he)F(uck)-Moment" war der Einbau der LED:
DAS war absolut alles andere als spaßig, denn das Gehäuse (Nochmal: Das habe ich extra dazu bestellt, eben weil ich der Meinung war, mir viel Arbeit zu ersparen) stellte sich als nicht ganz so geil heraus:
An der Stelle, an die die Fassung der LED gehört, befindet sich auf der Platine nämlich der Elko C3: Dieser miese, hohe Turm. Warum man beim Case genau da das Loch für die LED-Fassung hinsetzt ist mir ein absolutes Rätsel. Vielleicht habe ich auch irgendetwas falsch herum eingebaut, aber ich wüsste nicht was.
Um das Problem zu lösen, habe ich die Beinchen der LEDs bis kurz vor die Fassung abgeschnitten, dort etwas Litze angelötet, Schrumpfschlauch drüber getüddelt und an der anderen Seite die abgeschnittenen Reste der Beinchen wieder angelötet, da die Löcher auf der Platine zu eng für den Litzendurchmesser waren. Auch da wieder Schrumpfschlauch drüber. Zusätzlich musste ich den Elko "etwas" zur Seite kippen.
Schade eigentlich, ich hatte mir extra Mühe gegeben, alles möglichst gerade auf die Platine braten. Jetzt sieht die Stelle wie ein Unfall aus und nicht wie eine Rettung:
Der dritte Ausraster entstand dann beim Einbau der Potis:
Diese haben nämlich zum Verbauen in Gehäusen eine "Nase", damit sie sich nicht beim Drehen der Welle im Gehäuse mitdrehen. Und jetzt darf jeder mal raten, was das Gehäuse nicht hat: Genau! Die Aufnahmen für die Nasen der Potis. Das führt dazu, dass die Potis krumm durch die Löcher kommen. Kann man dann allerdings mit passenden Unterlegscheiben auffüttern.
Wenn man den Preis bedenkt, ist der Bausatz an sich ganz okay und solide (der Sound ist übrigens geil!).
Vielleicht bin ich auch einfach verwöhnt und der "Mucker" (die eigentliche Zielgruppe) grinst müde, füttert 'ne Unterlegscheibe bei und gut ist. Sollte ich nochmal so einen, oder einen ähnlichen Bausatz, zusammenschustern, bin ich ja nun vorgewarnt und muss nicht trottelig in die gleichen Dinger reinstolpern.
**Nachtrag** (02.07.2016): Boris freute sich tierisch auf den Feierabend, als ich ihm das Effektgerät mit zur Arbeit brachte, allerdings kam Abends dann die Ernüchterung: Es kam kein Ton mehr raus, weder eingeschaltet, noch mit Bypass. Ziemlich geknickt brachte er es mir wieder mit und ich schaute nochmal rein. Beim Bausatz waren zwei unterschiedliche Klinkenbuchsen geliefert worden. Eine Mono, die andere Stereo. Ich hatte natürlich die 50/50 Chance verhauen und den falschen Pin angelötet. Beim Testen vorab, hatte ich ein Stereoklinkenkabel aus meiner Kabelkiste erwischt und deshalb auch keinerlei Probleme. Also schnell umgelötet und fertig war das Mopped. Wie das Dingen nun klingt? Ich hab da mal kurz mit'm Bass ein bisschen rumgehauen:
PS: So kam das Effektgerät, nach nichtmal 12 Stunden in den Händen eines Grafikers, zurück: